Auf in das Vergnügen
Der Belantis Vergnügungspark, nahe Leipzig, war das Ziel unseres sonntäglichen Ausfluges. Allerdings wollten wir uns nicht auf Achterbahn und Co den nötigen Adrenalinkick holen, sondern bei einer wilden Rundenhatz am Rande des ehemaligen Tagebaues Zwenkau. Der 7. Sparkassen Neuseen Mountainbike Cup stand an. In den Vorjahren hatte ich immer gute Ergebnisse, im letzten Jahr konnte ich sogar meine Altersklasse gewinnen. Also ein gutes Pflaster. Wie in den Jahren zuvor hatte ich mich für die mittlere Distanz von 54 km angemeldet. Unser Start war für 12.00 Uhr angesetzt und durch die örtliche Nähe zu Leipzig war der Sonntag Morgen recht entspannt. Schon auf der Anreise sollte sich das Wetter für diesen Tag von seiner idealen Seite zeigen. Der Wasserdampf der Kühltürme eines nahen Kraftwerkes stieg fast senkrecht gen Himmel, also kein Wind zu erwarten, auf einer dafür recht anfälligen Strecke.
Die Relikte einer ehemaligen Tagebauzeit stehen werbewirksam direkt an der Autobahn.
Um die Mittagszeit waren so ca. 15°C Außentemperatur zu erwarten. Kein Wind, ideale Ausdauersporttemperaturen und kein Regen auf dem Radar. In der vorangegangenen Woche gab es auch keine ergiebigen Niederschläge. Da werden Erinnerungen wach, als wir hier vor zwei Jahren durch zum Teil nabentiefes Wasser gefahren sind.
Belantis begrüßte uns schon mit ordentlichem Gewuhsel, ab 10.00 Uhr liefen die Kinderrennen.
Es blieb ausreichend Zeit für Anmeldung, Material- und Körpervorbereitung. Sonora bekam im Vorfeld der Veranstaltung auch noch zwei Tuningmaßnahmen spendiert, welche mir das Rennen natürlich noch besonders schnell machen sollte. Zum einen wird jetzt komplett mit Carbon gelenkt und zum zweiten befindet sich der Fahrradcomputer jetzt an einer aerodynamisch günstigeren Position. Damit wurde der cw Wert deutlich gesenkt ;-))
Vor unserem Rennstart um 12.00 Uhr gingen die Starter der 90 km um 11.45 Uhr auf Tour. Ich sah mir den Start an der Stelle an, wo es aus dem Bikodrom auf die Strecke ging. Mit dabei das Dream Team Nadine und Norman.
Nun galt es selbst Aufstellung zu nehmen, aber was war das, ich traute meinen Augen nicht. da standen schon geschätzte 70 Leute dicht gedrängt am Start. Mein Plan, so in etwa aus der zweiten Reihe versuchen den Anschluss an die Spitze nach dem Start zu halten, war dahin. Und ich pappensatt, zu dämlich.
Gerade hier ist eine gute Position wichtig, geht es doch gleich über extrem hoppliges Geläuf durch ein schmales Tor. Nun ja, war nicht mehr zu ändern. Also versuchen das Beste draus zu machen. Der Startschuss ertönte und die zähe Masse setzte sich in Bewegung. Genau wie geahnt, mühsam quälte sich das Feld voran und durch das Tor. In der Ferne sah ich die Spitzengruppe schön fahren. In diesem Moment war mir wie ihm zu Mute.
Es ging nach der engen Stelle auf breite Wege und dann kilometerlang am entstehenden Zwenkauer See entlang. Also jetzt, Feuer Marianne ! Die Charakteristik des ersten Teilstückes der Strecke sollte ein knackiges Windschattenfahren ermöglichen, dumm nur das ich dabei den meisten Windschatten selbst spendete. Wir waren zu fünft, keiner wollte die Führung übernehmen und ich wollte kein Tempo drosseln. Also immer Kette rechts und alles was geht. Wir haben jede Menge Plätze gut gemacht, ohne das noch jemand auf unseren Zug sprang. Das war gut für die Moral und Motivation. Hätte man aber auch entspannter haben können. Als wir in den ersten Singletrail kamen, nahm ich das Tempo logischerweise raus. Zwei klopften mir auf die Schulter, "super zugefahren", wie wahr und wieder Motivation. Einer der Schulterklopfer fuhr uns dann nach vorne Weg. Wir kämpften nun zu viert. So ging es auch durch den ersten Rundendurchlauf und an der persönlichen Verpflegung mit Flaschentausch vorbei.
In der Zweiten Runde zerfiel die Gruppe, ich war nun ohne Begleiter und somit Einzelkämpfer, von den anderen war hinter mir nichts mehr zu sehen und vor mir war auch keiner zu erspähen. So versuchte ich mein Tempo hoch zu halten, was mir auch gelang. Meine 29zöllige Sonora stand mir dabei absolut hilfreich zur Seite, diese Strecke war für sie gemacht, klasse Speed auf den breiten Wegen und die recht ruppigen Trails bügelten die "Riesenräder" gut weg. An der zweiten Rundendurchlaufverpflegungsstelle hatte ich diesmal nicht den heißen Atem der Kollegen im Genick.
Als ich wieder auf breitem Weg zum Zwenkauer See fuhr, sah ich in der Ferne eine Vierergruppe. Das war doch nun mal ein Ziel, die musst du kriegen. Ich gab Sonora die Sporen und mir ein Doppelgel. So gestärkt sollte das klappen, dumm nur, dass die vor mir zu viert waren und damit auch nicht gerade langsam. Vor allem nicht so kraftraubend unterwegs wie ich, aber ich hatte ja das Doppelgel. Ich habe es doch geschafft diese Truppe einzuholen. Mit dabei der Schulterklopfer aus Runde eins, der uns weg fuhr. Nun konnte ich am Ende etwas raus nehmen und verschnaufen. Aber nach kurzer Pulsberuhigung ging mir das doch wieder zu langsam, meine Beine waren sehr gut und so übernahm ich die Führung und mein Tempo. Der erste der reißen lassen musste war der Schulterklopfer. In den folgenden Singletrail ging ich als erster, dieser ging recht zügig zu fahren und war nicht so ruppig. Die Spurrillen übernahm wieder Sonora. Hinter mir immer noch das geklapper und geklimper der Bikes mit ihren schlagenden Ketten. Ich hatte aber das Gefühl, die Geräusche werden leiser. Zum umschauen war aber noch keine Möglichkeit.
Es ging dann kurz auf einen breiten Weg und da konnte ich nach hinten sehen. Die Lücke war da, aber sie waren noch zu sehen. Ich konnte das Tempo halten. Der nächste ungebügelte Abschnitt kam und ich konnte das geklimper der Räder immer noch hören, aber, und das gab wiederum Motivation, es war nun keiner mehr zu sehen.
Nun galt es weiter Gas zu geben, was mir noch nicht so schwer fiel. Bevor man zum Ziel kommt, geht es noch einmal über breite Wege. Ich war alleine und sie waren zu dritt. Theoretisch keine guten Vorzeichen. Ich konnte noch ein paar Fahrer der 90 km Strecke überholen. Und erreichte Belantis mit ausreichend Vorsprung. So konnte ich durch das Ziel fahren. Ich hatte ein gutes Gefühl.
Dank elektronischer Zeitmessung bekam jeder sofort seinen Bong mit den Zeitdaten und Bingo Platz 1 in der Altersklasse und Gesamtplatz 17 im Gesamtklassement. Fünf Minuten schneller als im Vorjahr und nur 7:45 Minuten langsamer als der Sieger. Kein geringerer als der Straßenprofi Robert Förster.
Mit diesem Wissen war die Erholungsphase recht kurz. Es gab einige Kollegen die mir gratulierten und auch einige, die sich für meine Führungsarbeiten bedankten.
Die kurz nach Zieleinlauf folgende Siegerehrung ging recht zügig, schade nur, dass der Veranstalter keine Pokale zu bieten hatte. Das Startgeld war ja auch nicht gerade sehr mickrig, selbst der Gesamtgewinner hatte nichts außer einer Flasche Sekt. Die Sachpreise hauen einen auch nicht vom Hocker. Das ist aber meine einzige Kritik, sonst gab es nicht zu mäkeln, gut organisiert. Prima !
Was zählt ist ein weiterer persönlicher sportlicher Höhepunkt und die Luft ganz oben ist eine besondere !
Nach diesem Rennen mit meiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 29,76 km/h, geht es als nächstes wieder etwas bergiger zu. Der Adelsberg-Bike-Marathon wartet am 03.10. in Chemnitz.
Sport Frei - Diddi