Von Oberwiesenthal zum Fichtelberg
Von Oberwiesenthal bis zum Fichtelberg sind es etwa 6 km, aber der direkte Weg sollte nicht unser Vorhaben sein. Das wäre ja zu einfach und dafür hätte sich die Anreise auch nicht gelohnt. Der Oberwiesenthaler Sportverein rief nun schon zum 15. Mal zur "Vier-Hübel-Tour", meine 3. in Folge.
Vier Hübel (dt. Berge) sind zu bezwingen. Der Bärenstein, der Pöhlberg, der Scheibenberg und als Ziel der Fichtelberg. Diese vier Hübel verteilen sich auf eine Gesamtstrecke von 87 km. Hübel klingt schon niedlich, aber wenn man die alle bezwungen hat, dann stehen auch 2300 Höhenmeter auf dem Fahrradcomputer.
Im letzten Jahr war ich mit einer Zeit von 4:09 h auf dem Platz 47 gelandet und so waren meine Ziele für dieses Jahr klar definiert, Top 50 und eine Zeit von unter 4 Stunden. Eine Altersklassenwertung gibt es da nicht. Durch einen zeitigen morgentlichen Start von zu Hause, erreichten wir den Parkplatz an der Skiarena am Fichtelberg gegen 8.45 Uhr. Eine rechtzeitige Anmeldung zur "Tour" sicherte mir nur das Abholen der Startunterlagen. Es gab maximal 600 Startplätze und die waren 1 Woche vor Beginn auch alle vergeben. Mit 8°C empfing uns der Fichtelberg, zugegeben 34°C wie noch zwei Tage zuvor, hätten es auch nicht unbedingt sein müssen, aber ein wenig mehr am Morgen hätten wir schon vertragen. Also war die Anzugsordnung auch festgelegt. Man freut sich diesen Sommer ja schon, wenn es nicht regnet. Der Himmel riß auf und die Sonne blinzelte uns auch zu, so sollten es gute Bedingungen werden. In Erwartung der Distanz war die große Flasche am Rad und die Trikottaschen gut mit Verpflegung gefüllt. 9.40 Uhr sollte die, wie jedes Jahr übliche, Abfahrt vom Parkplatz in das Stadtzentrum von Oberwiesenthal sein. Ich fuhr mich bis 9.35 Uhr leicht warm und dachte so, schaust mal wie viele am Parkplatz stehen. Es waren aber nicht viel und ich sah wie die Leute einzeln Richtung Oberwiesenthal fuhren, so tat ich das dann auch. Als ich auf dem Marktplatz ankam, traute ich meinen Augen nicht, da stand schon alles voll und so stellte ich mich auf den vielleicht 495. Platz. Im Normalfall stehe ich unter den ersten 70 Startplätzen. Ich dachte mir, dann muß ich gleich am Anfang viele Plätze gut machen. Pünktlich 10.00 Uhr war Start und leider ging es da hinten für mich nur sehr träge vorwärts. Ich hatte keine Chance zu überholen, selbst auf den Straßen steckte ich fest und erst recht als es in den Wald ging. Diese "Startschwierigkeit" sollte sich später noch bemerkbar machen. Irgendwann zog sich dann das Feld doch auseinander und ich konnte gut Boden gewinnen, ist zwar ein gutes Gefühl selbst zu überholen und nicht überholt zu werden, aber ich fand auch keine Gruppe in der ich fahren konnte, um an manchen Stellen doch paar Körner zu sparen. Mein noch nicht ganz verschwundener Husten und meine Mißempfindungen im linken Oberschenkel behinderten mich, gefühlt, nur minimal. Die Auffahrten auf die Hübel gestalteten sich doch recht angenehm, es waren gut Zuschauer vor Ort, die auch kräftig anfeuerten. Auch das Wissen darüber, daß auf den Bergen die Verpflegungsstationen warteten, waren Motivation zur Berganfahrt. Die Sportfreunde an diesen Stationen waren total hilfreich und sehr um unser Wohl besorgt, auch das angebotene Sortiment ließ kaum Wünsche offen. Ich versuchte die Zeit so kurz wie möglich an der Verpflegung zu verbringen und ließ mir hauptsächlich die Trinkflasche nachfüllen. In ständigem bergauf und -ab ging es, auf einer perfekten Strecke, die wenig technische Raffinessen zu bieten hat, bis Markersbach. Die Ankündigung seitens des Veranstalters, ab diesem Jahr die Auflage bekommen zu haben, an Straßenquerungen jetzt den Autos Vorrang einzuräumen, behinderte mich wenig, es gab genug Autofahrer die ein Herz für uns Sportler hatten und von alleine anhielten. Scheinbar war da keiner aus dem Landratsamt dabei, denn diese Leute wollten keinen reibungslosen Sport, sondern eben freie Fahrt für die Automobilisten.
Ab Markersbach geht es eigentlich nur noch bergauf bis zum Fichtelberg und dieses Stück schmerzt auch am meisten, kaum eine Möglichkeit die Beine mal locker zu machen. Da freut man sich die weiße Ziege (steht im Wald und ist aus Pappe, 3,99 km bis zum Ziel) zu sehen. Beim Blick auf meinen Fahrradcomputer wurde es aber nun höchste Zeit um die 4 Stunden Marke noch zu knacken. Ich gab noch mal alles, um ins Ziel zu kommen. Die letzten Kräfte spendierten die Zuschauer an der letzten Rampe am Fichtelberg. Ein sagenhaftes Gefühl da hoch gebrüllt zu werden. Nach der Zieldurchfahrt kam auch gleich einer und reichte etwas zu trinken, das tat gut, ich war breit wie eine Sportmütze. Nach kurzer Sammlung bin ich dann gleich zum Auto gefahren und habe das Rad verstaut und mich frisch gemacht. Zu Fuß ging es wieder auf den Berg zum abfassen der obligatorischen Kartoffelsuppe. Lecker. Dann gab es auch schon die ersten Ergebnislisten und die Teilnehmerurkunden. Leider habe ich nur den Platz 52 in einer Zeit von 4:01:08 h erreicht. Darüber war ich ein wenig enttäuscht, so knapp an meinen gesteckten Zielen vorbei. Nach kurzer Analyse war mir auch klar, an was das lag. Eindeutig an meinem verzögerten Loskommen nach dem Start. Da habe ich so viel Zeit eingebüßt, daß war auch auf 87 km nicht mehr von mir wett zu machen. Gegenüber dem Vorjahr war ich aber immer noch 8 Minuten schneller. Naja so habe ich also das Feld im Alleingang von Hinten aufgerollt und für das nächste Jahr habe ich wieder ein klares Ziel, dann aber mit Sicherheit aus einer anderen Startposition.