Spaß-Kampf-Freude
Spaß
Eine Woche Regenerationszeit seit dem 2 Stunden MTB Rennen in Frauenstein musste reichen, um in Seiffen wieder ordentlich angreifen zu können. Der EBM stand im Plan. Wie jedes Jahr ein besonderer Höhepunkt im Leben eines Mountainbikers. So wie ich sahen das auch knapp 1300 andere. Damit ist der älteste deutsche Mountainbikemarathon auch einer der Größten und da es nun auch so gut wie vor der Haustür statt findet, natürlich Ehrensache da zu starten. Angemeldet hatte ich mich schon wieder im Vorjahr und wie die anderen Jahre zuvor, wieder für die mittlere Distanz von 70 km. In den letzten Jahren konnte ich in meiner Altersklasse auf´s Podium fahren, dass konnte ich, nach Studium der Starterlisten, dieses Jahr vergessen. So war das Ziel die Top 5 zu erreichen. Meine Startunterlagen holte ich entspannt am Samstag ab.
Vor dem Kampf sollte aber zunächst der Spaß stehen. Das Underpant-Ride, dass erstmalig letztes Jahr stattfand, war am Samstag, der Termin um 17.30 Uhr in meinem Kalender eingetragen. Voriges Jahr war ich da Zuschauer und beschloss damals schon, da biste beim nächsten Mal dabei. Nun wollte ich nicht nur in Schlüppern antreten, sondern suchte etwas ausgefallenes. Es war nicht schwer etwas zu finden und ich hoffte, nicht schon vor dem Start disqualifiziert zu werden. Ein goldener Lorbeerkranz sollte etwas ablenken und war die Krönung. So wurde Adonis zum Statisten degradiert.
Neben Mr. Bean, alias Norman, galt es so gut es ging, eine ordentliche Figur abzugeben, ich eher als Streifenhörnchen. Die Teilnehmer sammelten sich im Zielraum des Marathons, diesmal waren wir knapp 50 Leute und unter uns auch einige Mädels, die den Spaß mitmachten. Ein Sponsor zahlte für jeden Teilnehmer 5.-EUR in die Lydia Kaulfuß Stiftung und so wurde für einen guten Zweck auch noch etwas getan. Albrecht Dietze, EBM Chef, versprach für jeden ein Freibier, was bei den herrschenden, hochsommerlichen Temperaturen natürlich dankend angenommen wurde. 17.30 Uhr setzte sich der illustre Tross in Bewegung.
In gemütlichem Tempo ging es durch den Ort Richtung Wettiner Höhe. Die Fotoauslösegeräusche waren überall deutlich zu hören, zahlreiche Zuschauer säumten den Straßenrand. Unsere Entkleidungen trugen sehr zur Bespaßung der Leute bei. Am Alp `de Wettin warteten schon die Massen auf den um 18.00 Uhr stattfindenten Bergsprint. Sie mussten aber zunächst uns anfeuern, die 20% Steigung wurde schnell bezwungen, es winkte das Freibier. Selbst ich als Bierabstinezler war für die Abkühlung dankbar.
Ein aufziehendes Gewitter ließ uns die Flucht ergreifen. Wie ich später hörte ist es aber vorbei gezogen, so das der Bergsprint auch ohne Wetterkapriolen zu Ende gefahren werden konnte.
Kampf
Der Sonntagmorgen begrüßte uns mit Sonnenschein, die Wetterapp versprach Gewitter mit starkem Regen. Na gut, in diesem Jahr nun nicht unbedingt was Neues, aber zum Mountainbikerennen fahren, kann man sich was besseres vorstellen. Einen Schreckmoment hatte ich noch. Beim betrachten des mitgebrachten Fleyers sah ich, dass die roten Startnummern der 40 km Strecke zugeordnet waren. Mist ich hatte jetzt `ne Rote, war aber für 70 km angemeldet. so stand es auch in den Startlisten. Mein vorläufiges Fazit war, die Nummer wurde bei der Ausgabe vertauscht und so musste ich Sonntag noch mal zur Anmeldung. Diesen Weg wollte ich mir eigentlich sparen.
Eine Stunde Fahrzeit von zu Hause war eingeplant, die Startaufstellung öffnete 8.00 Uhr und zur Anmeldung musste ich ja auch noch einmal. Also war die Nacht von Samstag auf Sonntag nicht allzu lang.
...war erreicht und wir waren zeitig vor Ort und konnten uns noch einen Parkplatz an der Schauwerkstatt sichern. Mein erster Weg natürlich zur Anmeldung. Dort gab es dann Entwarnung, der Fleyer hatte einen Druckfehler und mit meiner Startnummer hatte alles seine Richtigkeit. Ich habe viele Hände geschüttelt und mich beinahe hier und da verquatscht. Wie ich aus den Gesprächen mit den Leuten, die die Nacht in Seiffen verbrachten erfuhr, hat es ganz schön gewittert und es gab auch ordentlich Regen, was den Streckenzustand natürlich nicht unbedingt verbesserte. Ich musste mich nun sputen, die Zeit rückte schnell voran.
Ein paar Kilometer einfahren um mal ein paar Muskelreize zu setzen, von Warmfahren kann nicht unbedingt die Rede sein, denn wenn man weit vorne in seinem Startblock stehen möchte, sollte man nicht zu spät erscheinen. Ich war, wie die letzten Jahre, wieder in der Startgruppe 1 zu finden.
Hier war noch einmal genügend Zeit mit diversen Kämpfern ein paar Worte zu wechseln. Klaus Dieter war auch in diesem Jahr wieder beim EBM mit am Start.
Tino traf ich hier auch, er war diesmal mit dem Tandem am Start. Er sagte zu mir "Diddi, wir wollen dich auf dem Podium sehen". Ein frommer Wunsch.
Zu meiner großen Freude waren auch Silli und Frank nach Seiffen angereist. Frank war mit dem Rad dabei, leider aber wieder nur als Zuschauer bzw. rasender Reporter. Er sagte, er wird an diversen Stellen fotografieren und ihm verdanke ich auch die meisten Streckenfotos in diesem Post. Vielen Dank dafür.
Silli war mit meiner Betreuerin unterwegs und wenn sich zwei Frauen ein paar Tage nicht gesehen haben, gibt es immer genug Gesprächsstoff und so wurde Birgit die Zeit auch nicht zu lang zwischen ihren Einsätzen. Kurz bevor wir los radelten wünschte mir die Betreuerin "Hals und Beinbruch".
Der Tross setzte sich sehr, sehr träge in Bewegung. Meiner Meinung nach hätte das Führungsfahrzeug schneller fahren müssen, so gab es immer wieder Stau bis zum Stillstand. Weiter hinten war dieser Effekt mit Sicherheit noch mehr belastend.
Zunächst ging es den Alp de Wettin mal in die umgekehrte Richtung bergab und im Ort wurde dann fliegend gestartet. An der weltberühmten Seiffener Kirche folgte ein langgezogener, ansteigender Straßenabschnitt um das Feld zu entzerren. Hier konnte ich schon wieder einige Plätze gut machen. Gruß dem Fotografen.
Durch den Wald bergab erreichten wir wieder die Straße im Seiffener Grund. Bis zum legendären Abzweig Richtung Wettiner Höhe wurde ordentlich gegast. Hier konnte ich Kristina begrüßen und ihr viel Erfolg wünschen. Die Steigung zur Höhe, ca. 500 Meter lang und bis zu 20 % steil, hatte ich nun das erste Mal auf meinen 70 km zu bezwingen. Mit frischen Beinen kein Problem und dabei das Feeling der jubelnden Zuschauer im Genick. Hier traf ich dann Jan aus Berlin, der in meinem "Windschatten" den Berg erklomm.
Nun war der Asphaltbelag zu Ende und es ging auf die ersten schmaleren Wiesen- und Waldwege. Das Einfädeln in den folgenden Singletrail funktionierte reibungslos. Aus meinen Anfangsjahren beim EBM weiß ich noch, wie ich da schon im Stau stand. Weiter vorn fahrend hatte man natürlich mehr Luft.
Ich hatte mein Vorderrad noch getauscht, gegen gröbere Stollen. Die Gewitter der Nacht vor dem Wettkampftag brachten natürlich ordentlich aufgeweichtes Terrain. Noch besser wäre gewesen auch das Hinterrad umzurüsten. So rutschte ich ganz ordentlich in den schnellen Kurven, zumindest in der ersten Runde.
Die erste Schlüsselstelle bewältigte ich zu Fuß. Für mich sowieso schon grenzwertig zu fahren, stand das für mich schon vorher fest. Ich sah doch einige straucheln, dass brauchte ich genausowenig wie ein Loch im Kopf. Von vielen Berichten, Videos und Fotos weiß ich auch, dass 2/3 aller Leute die rein fahren nicht durchfahren können. Natürlich sind immer die anderen Schuld am scheitern der Fahrkünste. Ich wollte nicht zu denen gehören, die den Spezies im Weg stehen. Außerdem bin ich ein ganz guter "Trailrunner" und büßte keine Zeit ein. Den Leuten die im Krankenhaus gelandet sind, wünsche ich gute Besserung.
Auch der zweite Chickenway der Strecke war meine, selbes Statement wie vorher. Dieser Abschnitt war neu auf der Strecke und machte den zweiten Streckenteil schon etwas gehörig anspruchsvoller. Ein fieser Anstieg war nun neu im Programm, aber ich fahre lieber Berg hoch und deshalb kein Problem.
Die erste meiner zu fahrenden Runden näherte sich dem Ende, es galt den Alp `de Wettin zu erklimmen und oben wartete die persönliche Verpflegungsstelle. Auf der Hälfte des Anstiegs stand Sandra und es gab "Abklatschmotivation". Danke, hat geholfen.
In meiner Trinkflasche war Ebbe und ich war froh, diese nun durch eine volle ersetzen zu können. Jahrelanges Training der Situation hätten, wenn es eine Wertung dafür gegeben hätte, 10 Extrapunkte gebracht.
Meine zweite Runde lief wie die Erste, ich hatte keine Probleme, weder mit Mensch noch mit Material. Ich fuhr meinen Stiefel und hatte nur im Sinn, das Rennen ordentlich beenden zu wollen.
Der Festplatz war nun schon zu sehen, noch eine kleine Schleife und das Ziel war da. Auf dem letzten Stück konnte ich noch ein paar Leute kassieren, unter ihnen auch einen meiner Altersklasse. Ob er nicht mehr konnte, oder wollte, ich weiß es nicht. Er hat mit Sicherheit einen Fehler gemacht, sich nicht zu wehren, wie sich später herausstellen sollte. Im Zielraum warteten hunderte Fotografen.
Freude
Für die Freunde von Sportograf gab es die geballte Faust, aber auch für mich, denn ich war froh so gut durchgekommen zu sein.
Andreas, unser Lieblingsmoderator, erwartete mich und hatte sogar wieder ein paar persönliche Worte für mich übrig.
Nachdem ich die Finishermedallie überreicht bekam gab es ein kleines Interview. Er stellte mich dem Publikum vor und ich durfte ein paar Worte sagen.
Danke Andreas für deinen, wieder mal, hervorragenden Einsatz. Nur einer der großen Sportsleute kann nachvollziehen, was hier so ab geht und gekonnt kommentieren.
Die Betreuerin freute sich, dass ich heile im Ziel erschienen bin und brachte auch gleich die ersehnte Erfrischung.
Klaus Dieter hatte es ebenfalls klaglos ins Ziel geschafft, es gab Gelegenheit für eine kurze Auswertung.
Ronny hatte es mit dem geborgten Rad ebenfalls geschafft. Sein Stevens-Lieblingsrad wurde ihm zwei Tage vor dem EBM geklaut.
Frank hat aber nicht nur Fotos geschossen, er durfte auch mal auf`s Bild ;-) Ich konnte noch viele Bekannte im Zielareal begrüßen, alle waren, mehr oder minder, glücklich über die erreichten Leistungen.
Nach einer gewissen Zeit gab es dann die ersten Ergebnislisten. Zu meiner großen Freude konnte ich da sehen, dass es zum 3. Platz in der Altersklasse gereicht hatte. Das war für mich doch überraschend, denn beim studieren der Starterlisten kam ich zu dem Entschluß, hier maximal um Platz 5 kämpfen zu können. Nun ja, ankommen muss man aber auch ohne Probleme und bei mir lief es halt ohne solche. Der AK Vierte kam wenige Sekunden nach mir ins Ziel. Mit einer Zeit von 3:42 Std. konnte ich den Gesamtplatz 77 von 368 möglichen erreichen. Das waren 18 Minuten mehr als im Vorjahr, was sich durch die veränderte Streckenführung erklären lässt. Der Gesamtsieger war auch 16 Minuten langsamer.
Auf dem Podium traf ich dann den Zweitplatzierten Stephan wieder, ein Phänomen und Vorbild für mich, mit seinen 61 Jahren fährt der so spitzenemäßig. Also ein sicheres Zeichen dafür, es sollte auch bei mir noch ein Weilchen weiter gehen können. Manuel, der Sieger, ist in diesem Jahr neu in unserer AK und fuhr sein Ergebnis souverän ein.
Zu gern hätte ich auf dem oben stehenden Foto noch etwas Erzgebirgskunst präsentiert, denn dafür ist der EBM bekannt und berühmt. Leider bekamen wir AK Platzierten nur Präsente aus der Fahrradbranche. Für mich ein 26er Racing Ralph 26x2,10 ?? Ich erkenne das Engagement des Händlers an, der es zur Verfügung stellte, aber eine gewisse Enttäuschung war nicht von der Hand zu weisen. Und wenn es nur ein Engel gewesen wäre, schade ! Abgesehen davon, die Finishermedallie ist natürlich wieder traumhaft.
Nichts desto trotz war ich sehr zufrieden mit dem Erreichten und das EBM Wochenende war wieder ein schöner radsportlicher Höhepunkt. Albrecht hat wieder alle Routine an den Tag gelegt und mit seinem riesigen Helferteam ein ganz feines Event kreiert. Riesen Dank dafür, genau wie den ganzen Geldgebern und Institutionen. Den Abgestürtzten wünsche ich alles Gute und eine schnelle Heilung !
Sport Frei - Diddi